Kirche St. Karl, Luzern, Innenansicht, Chorgestaltung von Hans Stocker. Foto: Charly Bernasconi, 2014. Wikimedia Commons
Kirche St. Karl, Luzern, Innenansicht, Chorgestaltung von Hans Stocker. Foto: Charly Bernasconi, 2014. Wikimedia Commons

Kirche St. Karl, Luzern
Innenansicht
Chorgestaltung von Hans Stocker.
Foto: Charly Bernasconi, 2014. Wikimedia Commons

Abriss der Geschichte der Lukasgesellschaft

1919 Die Künstler Alexandre Cingria und Marcel Poncet gründen in Genf die „Groupe de Saint-Luc et Saint-Maurice“. Ziel ist, “die Entwicklung der religiösen Kunst zu fördern und als Vermittler zwischen der Kundschaft und den Künstlern zu fungieren“. Die Gruppe löst sich 1924 wieder auf.

1924 Im Nachgang einer Ausstellung moderner christlicher Kunst in Basel gründen Mitglieder der welschen Gruppe zusammen mit deutschschweizer Architekten, Künstlern und Theologen die Schweizerische St.Lukasgesellschaft/SSL. Dies in der Absicht, die aktuelle christliche Kunst zu entwickeln und zu fördern. Die Mitglieder sind katholischer Konfession und Schweizer Bürger.

1924 – 45 Die SSL lehnt eine historisierende Kirchenarchitektur und -kunst ab und setzt sich für die Förderung einer zeitgenössischen Ästhetik ein. Sie ist an nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten. Mitglied ist in dieser Zeit u.a. auch der Tessiner Bundesrat Giuseppe Motta.
Die Groupe romand propagiert die Zusammenarbeit der dekorativen Künste innerhalb eines architektonischen Gesamtkonzepts. Diese prominente Bedeutung der dekorativen Künste steht in deutlichem Gegensatz  zur vom “Neuen Bauen” beeinflussten ästhetischen Haltung des deutschsprachigen Teils der Gesellschaft.

1932 Die zunehmenden Spannungen zwischen den französischsprachigen und der deutschsprachigen Vertretern führt zur Aufteilung in zwei Regionalgruppen mit grosser Autonomie.

Mitte 30er-Jahre – 1950 Die Lukasgesellschaft ist in der “Liturgischen Bewegung” der katholischen Kirche verankert. Kunst soll zwar modern sein, sie soll sich aber im Dienst der “heiligen Handlung” der Liturgie verstehen.

1945 Ab 1945 nehmen die Aktivitäten der welschen Gruppe kontinuierlich ab, bis diese ganz aufhört zu existieren.

1950 – 1980 In der Nachkriegszeit erlebt die Schweiz einen Kirchenbauboom. Die Lukasgesellschaft steht in ihrer Blütezeit. Ihr Engagement für eine zeitgenössische Ästhetik erfährt von kirchlichen Stellen Unterstützung. Architekten und Kunstschaffende der Gesellschaft erhalten zahlreiche Aufträge. Die Mitgliederzahl steigt auf beinahe 1000 Personen.

1958 Von den Mitgliedern wird keine katholische Kofenssion und schweizerische Staatsbzugehörigkeit mehr verlangt.

1988 – 2000 Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderst erlebt die Lukasgesellschaft einen Wandel: Kunstschaffende distanzieren sich zunehmend vom Label der “christlichen Kunst”. Kunst wird als autonom und von kirchlichen wie staatlichen Institutionen unabhängig erlebt. Die Lukasgesellschaft setzt sich nun auch mit Kunst ausserhalb von Kirchen und christlichen Kontexten auseinander. Entsprechend organisiert sie Ausstellungen, die sich als “Brückenschlag zwischen Kunst und Kirche” verstehen. Ab 1988 versteht sich die Gesellschaft auch nicht mehr als konfessionelle Organisation, sondern vertritt eine offene ökumenische Haltung.

2000 – 2024 In dieser Zeit wird zunehmend von einem Dialog oder Diskurs zwischen den gleichbereichtigten Partner:innen Kunst und Kirche ausgegangen. So werden verschiedene Symposien zur Verhältnisbestimmung der beiden Erfahrungswelten durchgeführt. Die Publikationen der SSL in dieser Zeit heissen “Forum Kunst und Kirche” oder “Jahrbuch Kunst und Kirche”.

In den letzten 15 Jahren ist noch einmal eine Öffnung der Lukasgesellschaft gegenüber ihren Gegenübern zu erkennen. Es ist nun nicht mehr nur vom Dialog zwischen Kunst und Kirche die Rede, sondern zwischen Kunst und Religion, zuweilen auch von Kunst und Spiritualität oder dem Sakralen.

Quellen

  • NOVERRAZ Camille. « Le Groupe de Saint-Luc et la SSL: vers l’affirmation d’une identité romande.» In: Jahrbuch Kunst + Kirche 2024. GEWAGT! 100 Jahre gegenwärtig. Zürich: Theologischer Verlag Zürich, 2024
  • STÜCKELBERGER Johannes. «100 Jahre Schweizerische St. Lukasgesellschaft. Ziele, Aufgaben und Themen im Wandel der Zeit.» In: Jahrbuch Kunst + Kirche 2024. GEWAGT! 100 Jahre gegenwärtig. Zürich: Theologischer Verlag Zürich, 2024

 

Kontakt für Informationen: sekretariat@lukasgesellschaft.ch